Karl-Heinz Till Holzbrenner aus Leidenschaft
Text und Fotos Michael Limbeck
Wenn es schnauft, rasselt, stöhnt und nach Luft schnappt und der Kamin den Fuchs zeigt, ist Karl-Heinz Till wieder dabei, den Train Kiln-Holzbrennofen zu feuern und mit neuen Scheiten zu versorgen. Einer alten Dampflok ähnlich, die mühsam Fahrt aufnimmt, macht dieser Ofentyp dann solche Geräusche.
Hier, auf dem idyllisch gelegenen, 300 Jahre alten Hofgut Appenborn in Rabenau im Giessener Land hat sich der Keramiker und Zeichner Till niedergelassen und sein Atelier in einem alten Fachwerkhaus eingerichtet.
Im Eingangsbereich des Wohnhauses hinter einer imposanten alten Haustür zeigt Till eine ständige, feine Auswahl seiner Keramiken und Zeichnungen, die nur dann nicht zu sehen sind, wenn er für eine Ausstellung oder einen Keramikmarkt packt.
Tills Arbeiten indes, die allesamt frei aufgebaut sind -Till dreht nicht- haben sich stark gewandelt seit dem Bau des Train Kiln Ofens 2013. Geblieben ist seine über die Jahre entwickelte, sehr eigene Formensprache die auch unter veränderten Bedingungen bei den neuen Gefäßen und Plastiken zum Ausdruck kommt.
Waren es vorher meist großformatige und unglasierte Objekte mit roten und schwarzen Feuerspuren, die etwa an archaisch anmutende Brücken erinnerten und im selbstgebauten, einfachen Erdofen bei ca. 1200°C gebrannt waren, so sind es nun überwiegend mit Shino-, Asche- und Seladon glasierte Gebrauchsgefäße und Plastiken aus Steinzeug und Porzellan, die im neuen Ofen bei Temperaturen bis 1400°C entstehen.
Dabei scheut sich der Holzbrenner auch nicht, seine Keramiken bis ganz vorne hinein in die Feuerbox, die Dead Zone zu positionieren oder ein Stück mehrfach zu brennen, bis es seiner Vorstellung entspricht.
Die neuen Arbeiten zeigen Tills große Wandlungsfähigkeit und seinen Mut, sich auf Veränderungen einzulassen und die Möglichkeiten, die der neue Ofen bietet, mit großer Neugierde und Beharrlichkeit zu erkunden und...
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